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Zuversicht -  Welche Rolle hat Beratung in der aktuellen Gemengelage?
Mitjammern ist zu wenig
„Um ehrlich zu sein: Ich glaub, ich würde keine/n von euch als Berater/in auf meinen Hof rufen. Was ich jetzt gehört habe, höre ich jeden Tag in meinem Umfeld.“
Das sagte sinngemäß ein Berater (und Nebenerwerbslandwirt), der als letzter dran war in der Einstiegsrunde einer Weiterbildung für Berater:innen. Die Teilnehmenden waren in eine kollektive Jammerrunde abgedriftet: „Wie schwer es die Betriebe haben …, wie ignorant Politik und Gesellschaft mit der Landwirtschaft umgehen …, wie dunkel die Wolken sind, die auf die Branche zukommen.“

Verständnis und Empathie sind wichtige Kompetenzen von Berater:innen und Führungskräften. Wer sich jedoch selbst vom Problemstrudel des Gegenübers erfassen lässt und den Kopf nicht über Wasser behält, kann wohl kaum Orientierung geben und Hilfe leisten. Und möglicherweise wird dadurch die Opferrolle mancher verstärkt und die Bereitschaft, sich aus der Komfortzone zu wagen, vermindert.
  
Zugegeben: Die Wetterlage rund um die Landwirtschaft ist komplex und für viele überfordernd. Neben der Lebensmittelerzeugung werden immer mehr Gemeinwohlleistungen (Klimaschutz, Bodenschutz, Trinkwasserschutz, Hochwasserschutz, Biodiversität, sozialverträgliche Arbeitsbedingungen, etc.) erwartet. Das Wechselspiel aus Globalisierung und politischer Instabilität führt zu großer Unsicherheit auf den Märkten. Und daneben müssen Landwirt:innen auch selbst mit dem Klimawandel umgehen, wirtschaftlich bestehen, und körperlich und psychisch gesund bleiben. Und zwischen diesen, im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtigen Aufgaben bestehen Zielkonflikte, die betriebsindividuell gemanagt werden müssen! Das alles sind Risiken und Herausforderungen, die man im Blick haben muss.

Die Chancen hinter den Herausforderungen erkennen
Wenn immer deutlicher wird, dass Landwirt:innen neben der Lebensmittelerzeugung vor allem auch die Haut der Erde und ihr Mikrobiom als Lebensraum für Mensch und Natur intakt halten, dann wird die Bedeutung und die Wertschätzung dafür steigen. Dann ist dies vor allem auch eine Chance. Sie zu nutzen, erfordert ein verändertes Selbstverständnis und ist mit dem ein oder anderen schmerzhaften „Loslassen“ bisheriger Wertvorstellungen und Verhaltensmuster verbunden.
Wir brauchen Bilder und Lösungsansätze, „wie es gehen kann“! 
Dass Landwirtschaft als Problemlöserin wahrgenommen und angemessen belohnt wird, kommt jedoch nicht von allein. Eine solche Rollenveränderung muss initiiert, glaubhaft gestaltet und auch kommuniziert werden. Es ist zu kurz gesprungen, nach „gerechten Preisen“ zu rufen oder das Verbraucherverhalten zu geißeln. Damit Zuversicht in der Branche entsteht und wächst, brauchen die Branche und ihre Partner gemeinsame Bilder und Lösungsansätze einer zukunftsfähigen Landwirtschaft: 
                      
  • Wie Gemeinwohlleistungen und Lebensmittelerzeugung „im offenen System“ standortbezogen und praxistauglich für unterschiedliche Betriebssysteme kombiniert werden können.
  • Wie die (finanziellen) Gegenleistungen so gewährleistet werden, dass Orientierung, Sicherheit und unternehmerischer Spielraum für die Landwirt:innen gegeben ist. 
  • Wie Digitalisierung und Technik genutzt werden, damit die notwendige Bürokratie für unterschiedliche Betriebsgrößen machbar und sinnvoll ist.
  • Wie attraktive Arbeitsplätze für Betriebsleitende und Mitarbeitende in der Landwirtschaft dann aussehen. 
  • ...
Lösungsstrategien für komplexe Situationen
Die Zukunft kann unter komplexen Bedingungen nur iterativ und gemeinsam entworfen werden. Unter solchen Bedingungen können wir im Vorhinein nicht sicher wissen, wie die beste Lösung für ein Problem aussieht.1  Dafür gibt es zu viele Variablen, die in Bewegung sind, so dass Ursache und Wirkung kaum auseinanderzuhalten sind. Sich davon lähmen zu lassen oder die Komplexität zu negieren, kann jedoch fatal sein.  
 Anders als in komplizierten oder einfachen Zusammenhängen müssen wir also mutig sein und das Bild sowie die Praktiken einer zukunftsfähigen Landwirtschaft „herantastend“ entwerfen.  Dabei wird Lösungsvielfalt wichtig sein, denn erst im Nachhinein wird sich zeigen, was funktioniert.
 
Diese Bilder und Lösungsansätze können nur gemeinsam mit wichtigen Partnern und Interessensgruppen entwickelt werden, da sie vielen Perspektiven gerecht werden müssen. Es reicht auch nicht, wenn einzelne Vertreter:innen zu runden Tischen geschickt werden und der Diskussionsprozess und die Umsetzung danach versandet, weil die Ergebnisse den Beteiligten auch Schmerzhaftes abverlangen.
 
Berufsständische Organisationen und landwirtschaftsloyale Dienstleister sollten die Initiative übernehmen, vorangehen und Puzzleteile für das gemeinsame Bild suchen und zusammenfügen. Nur dann entsteht aus Jammer- und Ärger-Energie ein gemeinsamer Aufbruch. Nur dann wird die Landwirtschaft vom Getriebenen zum Akteur.

Der Beratung steht eine aktive(re) Rolle zu
Hier kommen Berater:innen und Beratungsorganisationen ins Spiel: Ihr Spezialwissen und ihre Dienstleistungen werden in einer multifunktionalen und zunehmend diverseren Landwirtschaft noch bedeutsamer werden, damit die Betriebsleitenden sich aufs Wesentliche konzentrieren können. Neben den Spezialisten- wenn wir sie zusammenzählen, kommen wir auf fünf bis zehn Fachberater:innen rund um einen durchschnittlichen Betrieb -  wird es Generalisten mit Coaching-Know-How benötigen, die dabei helfen, die Anforderungen unter einen Hut zu bekommen und mit den Betriebsverantwortlichen richtungsgebende Ziele (ökonomisch, ökologisch, sozial) für einen bestimmten Zeitraum zu entwickeln. Intelligentes und transparentes (!) Management der Betriebsdaten und Einsatz von künstlicher Intelligenz im Sinne der Kunden werden dabei eine wichtige Rolle spielen. Es werden – gerade in der zersplitterten deutschen Beratungslandschaft - Kooperationen notwendig sein, um mit Betriebsmittelindustrie und Technikanbietern mithalten oder voneinander profitieren zu können.
  
Gleichzeitig werden unter veränderlichen Bedingungen mehr Betriebe die bisherigen „Autobahnen der Betriebsentwicklung“ verlassen und neue, oft schmalere und kurvigere Straßen wählen. Strategieberatung und Veränderungsbegleitung wird also genauso gefragt sein, wie neue Fachberater:innen, die auf innovativen Wegen wie Green Care, neue Eiweißquellen, Soziale Landwirtschaft, Carbon Farming o.ä. unterstützen können.
 
Die Tendenz, dass die Fachberatung weiter zu den Betriebsmittel- und Technikherstellern (als verkaufsbegleitender Zusatzservice) abwandert, wird sich durch KI eher noch verstärken. Unabhängige Beratungsorganisationen werden sich auf solche Leistungen fokussieren müssen, bei denen sie tatsächliche Wettbewerbsvorteile und Alleinstellungsmerkmale erreichen können.
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1 Das Cynefin Framwork, ein einfacher Rahmen, um Probleme einzuordnen und passende Lösungswege zu beschreiten (E. Boone & Dave Snowden; nach Agridea 2022) 
Sieben Fragen für Berater:innen und ihre Organisationen   
(Gerne aus individueller wie auch aus Organisationssicht beantworten!)
                    
  1. Sonnig – Veränderlich – Im Wesentlichen düster? Wie sehe ich die Zukunft? 
    Wo stehe ich selbst zwischen Problem- und Lösungsorientierung?
  2. Wo bewege ich mich medial und kommunikativ? Eher nur in (m)einer Blase oder suche ich den Kontakt mit anderen (auch kontroversen) Perspektiven, um diese zu verstehen? 
  3. Inwieweit bin ich mutig und konfrontiere ich meine Beratungskund:innen mit neuen Sichtweisen und „blinden Flecken“ , ohne ihnen etwas überzustülpen?
  4. Inwieweit bin ich geübt darin, in komplexen Situationen ohne „sicheres Wissen“ voranzugehen und neue Lösungsansätze zu erproben, ohne gleich alles aufs Spiel zu setzen? 
  5. Welche positiven Bilder und (unterschiedlichen!) Beispiele zukunftsfähiger Landwirtschaft habe ich im Kopf?  Wie regelmäßig pflege ich Kontakt mit Betriebsleiter:innen, die auf dem Weg in diese Zukunft sind?
  6. Gibt es in unserer Organisation bzw. in meinem Team einen qualifizierten Diskurs und motivierende Bilder über die Landwirtschaft der Zukunft und mögliche Lösungsansätze für die aktuell größten Herausforderungen?
  7. Welche Position und Rolle wünsche ich mir als Berater:in bzw. für meine Organisation in dieser positiven Zukunft?
    -Inwieweit unterstützen wir durch Prozessberatung (Coaching) die Reflexion sowie     die Strategie- und Entscheidungsfindung der Betriebsverantwortlichen?
    -Mit welchen Fachberatungsleistungen unterstützen wir die Betriebe bei Sicherung      ihrer Wirtschaftlichkeit und der Optimierung der Produktion?
    -Mit welchen Fachberatungsleistungen (z.B. Gewässerschutz, Klimaschutz,     Bodenschutz, Tierwohl, …) unterstützen wir – ggfs. gefördert durch Träger   öffentlicher     Belange - die Betriebe bei ihren Gemeinwohlleistungen?
    -Durch welche konkreten Dienstleistungen schaffen wir für die Betriebe     Entlastung,   Vereinfachung und Freiraum?
Ihre berater berater:  Thomas Fisel,   Barbara Kathrein,   Maria Lotter
Termine

Blick über den Tellerrand der eigenen Organisation 
Fortbildung für Führungskräfte in landw. Beratungsorganisationen
Zertifikatslehrgang Management in landwirtschaftlichen Beratungsorganisationen 2025/2026
   

Start der neuen Ausbildungsreihe 2025/2026
Modul 1: 11.11. - 13.11.2025
Anmeldeschluss: 01.09.2025
Nähere Infos und Anmeldung bei Thomas Fisel oder unter Management in ländlichen Beratungsorganisationen

Fit für Veränderungsbegleitung
Ausbildung zum systemischen Coach
Einstieg in die neue Ausbildungsreihe 2025/2026 in Modul 2 noch möglich 
Termin Modul 2: 10.09.-12.09.25
weitere Termine: entra Termine
Infos unter: landwirtschaftliche Coachingausbilung

Selbst- und Zeitmanagement
CECRA Modul 5, online
17.09.25 und 24.09.25
Inhalte des Seminars: CECRA 5
Formlose Anmeldung und Infos bei Nicole Maier

Reflexion und Weiterentwicklung der eigenen Beratungspraxis
CECRA Modul 20, online
19.09.25 und 26.09.25
Inhalte des Seminars: CECRA 20
Formlose Anmeldung und Infos bei Nicole Maier

Mein Profil als Berater:in
CECRA Modul 1, online
15.10.25, 13:00-16:30 Uhr
16.10.25, 8:30-12:00 Uhr und 13:00-16:30 Uhr
17.10.25, 8:30-12:00 Uhr
Inhalte des Seminars: CECRA 1
Formlose Anmeldung und Infos bei Nicole Maier

Führen und Arbeiten im Team
CECRA Modul 3, DLR Bad Kreuznach
04.11.25 bis 05.11.25
Inhalte des Seminars: CECRA 3
Formlose Anmeldung und Infos bei Nicole Maier

Umgang mit Veränderungen
CECRA Modul 8, DLR Bad Kreuznach
25.11.25 bis 26.11.25
Inhalte des Seminars: CECRA 8
Formlose Anmeldung und Infos bei Nicole Maier

AUFBLÜHEN – frauen.unternehmen
Neuer Start im Herbst/Winter 2025/26 
Beginn des Vormittagskurses: 10.11.25 um 9:00 Uhr
Nähere Infos finden Sie hier:  Vormittagskurs
"AUFBLÜHEN zum Reinschnuppern": Montag, 6. Oktober 2025 um 14:00 Uhr bis 15:30 Uhr

 
 

Ihr Kontakt:
Nicole Maier


Tel.: +49 (6302) 9239-22
E-Mail: nicole.maier@entra.de

 
die berater berater:  Thomas Fisel,   Barbara Kathrein,   Maria Lotter

Kontakt
Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.
Koordination im Team: Maria Lotter Tel 0821 66 109 100
entra Büro Winnweiler: Nicole Maier Tel 06302 9239-22

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